Scheinheilige Politik

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Scheinheilige Politik

Niklaus Hari, Leiter Kommunikation, zum atomaren Störfall in Japan.

Die Welt bangt mit Japan: Lassen sich die leckenden Reaktoren endlich abdichten?


Die nukleare Kettenreaktion im japanischen Problemwerk war innert Sekunden unterbrochen. Doch die Reaktoren entwickeln noch so viel Wärme, dass eine Kühlung über Monate zwingend notwendig ist. Somit lässt sich ein AKW nicht einfach abschalten. Das ist grundsätzlich riskant.


Weiter ist es immer grossartig, wenn eine heikle Technologie von einem Unternehmen betrieben wird, das Prüfprotokolle fälscht und aus Kostengründen auf wichtige Sicherheitsmassnahmen verzichtet. War da nicht mal was im Golf von Mexiko?


Deutschland probt den Ausstieg, Energieministerin Doris Leuthard legt die Neubauprojekte auf Eis. Bei aller Erleichterung: Wie scheinheilig! Als hätte man nicht schon vor Japan gewusst, dass sowas grundsätzlich auch in der Schweiz passieren kann. Politik scheint nicht mehr langfristig angelegtes Verwalten, sondern immer mehr kurzatmiges Reagieren auf die öffentliche Meinung.


Keine Woche vor dem Störfall musste ich mir auf einem Podium vorwerfen lassen, ich dürfe Tschernobyl und die Schweizer AKW nicht vergleichen, die verwendete Technik sei eine grundsätzlich andere. Nun zeigt sich: Auch ein Siedewasserreaktor, wie er in Mühleberg im Einsatz ist, wird rasch zur tödlichen Gefahr. Man muss bloss nicht mehr kühlen können.


Niklaus Hari, Leiter Kommunikation EVP Schweiz